Megrendelés

Günter Jerouschek[1] (Annales, 2007., 421-422. o.)

Spectabilis,

Kolleginnen und Kollegen,

Kommilitoninnen und Kommilitonen,

lieber Barna!

Es war zu Beginn des neuen Jahrhunderts, ja sogar Jahrtausends - um in rechtsgeschichtlichen Dimensionen zu sprechen -, im Herbst des Jahres 2000, dass ich zum ersten Mal hier in Budapest weilte, aus Anlass eines Symposions, das sich mit dem Stand der Strafrechtsgeschichte zur Jahrtausendwende befasste. Kollege Ogris aus Wien hatte den Kontakt vermittelt. Zu Ungarn hatte ich damals nur eine ganz merkwürdige Beziehung aus meiner Kindheit in Schwaben. Hier wohnten in der Nachbarschaft mehrere ungarndeutsche Familien, die nach dem zweiten Weltkrieg vertrieben worden waren. Die fremden Verwandtschaftsbezeichnungen - etwa Joschibatschi, Gerespapa, so klangen sie jedenfalls - sind mir ebenso in Erinnerung geblieben wie der Geruch der ungarischen Küche, der um die Mittagszeit aus den Wohnungen drang. Auffällig war auch, dass die "Ungarer", wie wir sie nannten, heiterer und gelassener waren als zum Beispiel Vertriebene aus Böhmen, die auch dort wohnten.

Sicher wäre es vermessen, von einer schicksalhaften Begegnung zu sprechen, doch eine Gunst der Stunde war es allemal, dass Barna Mezey und ich am Rande des eingangs erwähnten Symposions ins Gespräch kamen und uns über die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit unter Beteiligung von Studenten austauschten. Ich denke, ich sage nicht zu viel, wenn ich hier feststellen darf, dass wir beide den Eindruck gewannen, hier nicht bloße Absichtserklärungen ohne weitere Folgen abzugeben, sondern dass wir zuversichtlich waren, dass dem auch Taten folgen sollten.

Nunmehr ist es schon das siebte Jahr, dass wir uns mit unseren Studenten zu Seminarveranstaltungen, abwechselnd in Ungarn und in Deutschland, treffen, um strafrechtshistorischen Entwicklungen in beiden Ländern nachzuspüren. Dabei können wir in Deutschland lediglich mit Rothenburg ob der Tauber und seinem Mittelalterlichen Kriminalmuseum als Tagungsort aufwarten, während wir in Ungarn bereits am Plattensee/Balaton, in Pécs/Fünfkirchen oder in Eger waren. Immer wieder beschäftigten uns hier Entwicklung, Kontur und historische Reichweite des peinlichen Strafprozesses in beiden Ländern, gingen wir

- 421/422 -

Fragen der gegenseitigen Rezeption nach, sei es im Gefolge der Carolina, sei es mit Rücksicht auf die Reformdiskussion im 19. Jahrhundert. Auch die Frühzeit mit Sedimenten von heidnischem Gedankengut, christliche Missionierung, Gottesurteile, das Eindringen der Folter oder die je unterschiedliche Rezeption des Inquisitionsprozesses waren Themen, aber auch die Pervertierung der Strafverfolgung unter den totalitären Regimen in Ungarn und Deutschland im Laufe des 20. Jahrhundert. Die deutsch-ungarischen Beziehungen anhand des Rechtsunterrichtes beleuchtete Barna Mezey in einem Festvortrag. Unvergesslich bleibt mir auch das Konzert für Orgel und Barockvioline, das Prof. Ebert und seine Tochter Katrin im Jahre 2001 in der Franziskanerkirche zu Rothenburg o.d.T. gaben. Unvergesslich bleibt mir auch der Vortrag einer ungarischen Studentin, in dem sie uns schilderte, wie aufgeklärte kaiserlich-königliche Reformpatente Josephs II. bei der Expedition nach Ungarn buchstäblich im Schlamm stecken blieben.

Die uns zu Gehör gebrachten Referate waren zum Teil von solch gediegener Qualität, dass sogar Sammelbände in Ungarn wie auch in Deutschland erschienen sind und ein weiterer folgen wird. Mein Dank gilt vor allem den ungarischen Kollegen, Kommilitoninnen und Kommilitonen für ihre Mühe, ihre Vorträge auf Deutsch zu halten. Ich weiß dies umso mehr zu schätzen, als ansonsten der Austausch mühselig gewesen und vielleicht nur das Englische als lingua franca übrig geblieben wäre. Ich denke, wir dürfen sogar ein wenig stolz auf die Entwicklung unseres gemeinsamen wissenschaftlichen Unternehmens sein, aus dem nicht nur ein fruchtbarer akademischer Austausch erwachsen ist, sondern auch die eine oder andere freundschaftliche Beziehung. Meine zu Barna Mezey darf ich hier beispielhaft nennen.

Ich bin dankbar dafür, dass es mir vergönnt war, in Beziehung zur Eötvös-Loränd-Universität Budapest zu treten. Mittlerweile war ich so oft hier, dass die genaue Zahl anzugeben mir schwer fiele. Stadt und Universität, Land und Leute sind mir mittlerweile so vertraut, dass ich sie nicht missen möchte. Umso dankbarer bin ich für die unverdiente Ehre, die mir nunmehr seitens der Eötvös-Loránd-Universität erwiesen wird und die den Anlass für meine Anwesenheit und den nun folgenden Vortrag zur Konfliktregelung im Alten Testament bildet. ■

Lábjegyzetek:

[1] Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Geschichte des Strafrechts

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