Zählt die Erforschung der Anknüpfungspunkte zwischen römischem Recht und antiker Literatur zu den hochinteressanten und innovativsten Gebieten der (juristischen) Romanistik. Merkte Leopold Wenger in seinem monumentalen Werk über die Quellen des römischen Rechts an: obwohl die Romanisten dem juristischen Gewinn aus antiker Belletristik gegenüber meist skeptisch seien, aber wir auf diesem Gebiet "der römischen Literatur mit größerem Zutrauen" folgen dürfen.[1] Laut seiner überzeugenden Argumentation war "sein eigenes öffentliches, privates und Prozeßrecht (...) jedem gebildeten Römer, so auch dem begnadeten Dichter von Jugend auf geläufig".[2]
Es lässt sich hier doch bemerken, dass man sich ohne Kritik auf die juristische Zuverlässigkeit der literarischen Quellen nicht verlassen dürfe. Man muss diese Texte immer unter einer tiefgreifenden Exegese stellen, um die bestmögliche Interpretation schaffen zu können. Die rechtshistorische Bedeutung der Untersuchung von den rechtlich relevanten Quellen der römischen Literatur liegt darin, dass man dadurch einen direkten Einblick in die Praxis des Alltagslebens bekommt. Wie Gerhard Thür betont: "[o]hne Kenntnis der Praxis ist das Wissen um eine Institution wertlos".[3] Von der Seite der Literaturwissenschaft vertritt Michael von Albrecht - ähnliche wie Leopold Wenger - die Auffassung,
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dass zahlreiche Verbindungen zwischen Recht und Literatur bestehe: "[d]a der Alltag jedes Römers mit juristischen Erfahrungen erfüllt ist und diese wiederum dem Väterbrauch verbunden sind, kommt der Gedankenwelt des Rechts auch für das Verständnis der schönen Literatur große Bedeutung zu".[4]
Die oben kurz skizzierten Erwägungen vor Augen haltend, wird in dieser Abhandlung eine allgemein beliebte Satire von Horaz (sat. 1,9) aus juristischer Perspektive erörtert. Bevor zu der rechtlichen Exegese dieses Gedichtes zu kommen, lohnt es sich einen Blick auf die Biographie und die akademische Ausbildung des Horaz zu werfen.
Horaz (Q. Horatius Flaccus) wurde am 8. Dezember 65 v. Chr. in Venusia [heute: Venosa (Reg. Basilicata)] als der Sohn eines wenig wohlhabenden Freigelassenen geboren, doch sein Vater schenkte ihm die bestmögliche Erziehung.[5] (Hier ist zu erwähnen, dass Horaz sich seiner bescheidenen Herkunft nie schämte.) Er studierte in Rom, später in Athen.[6] In Athen schließ er sich Brutus an und nach der Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) musste er fliehen.[7] Nach dem Amnestieerlass für Unterlegenen kehrte Horaz nach Rom zurück und "kaufte sich" in die Korporation der scribae quaestorii "ein". Mazurek wies diesbezüglich darauf hin, dass Horaz als quästorischer Schreiber (scriba quaestorius) eine klare Vorstellung von der juristischen Terminologie gehabt haben dürfte.[8] Danach, dass er ein festes Amt besaß, hatte er hinreichendes Einkommen, um sich der Poesie zu widmen. Später erregten die Gedichte von Horaz im Rom großes Aufsehen und er wurde - unter anderem - von Vergil an Maecenas empfohlen, der ihn in seinem Kreis aufnahm (38 v. Chr.).[9] Horaz starb - kurz nach Maecenas - am 27. November 8 v. Chr.[10]
Horaz dichtete Satiren und Epoden zu gleicher Zeit. Einige Grundzüge der horazianischen Dichtkunst werden im Handbuch von Schanz - Hosius auf anschauliche Weise dargestellt: "er versuchte sich in der Art und Weise des Archilochus und dichtete Epoden; aber noch geeigneter fand er für seine Studien das Feld, das Lucilius angebaut hatte, die Satire".[11] An dieser Stelle lässt sich anmerken, dass Horaz das Thema für seine Satiren oft aus dem Rechtsleben schöpfte.[12] Die vorliegende Abhandlung befasst sich - aus einem juristischen Blickwinkel - mit der 9. Satire aus seiner ersten Satirensammlung (das ist die sog. "Schwätzersatire").
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Zunächst lohnt es sich die Handlung zu erörternden Satire kurz zusammenzufassen. In diesem Gedicht berichtet Horaz von einer kleinen - peinlichen - Episode aus seinem römischen Alltagsleben. In den ersten zwei Zeilen stellt er eine ganz gewöhnliche Lebenssituation dar (sat. 1,9,1-2):
Ibam forte via sacra, sicut meus est mos, / nescio quid meditans nugarum, totus in illis
"Geh' ich da zufällig auf der heiligen Straße, wie gewöhnlich irgendeine poetische Spielerei im Kopfe und ganz darin vertieft."[13]
Stellen wir uns die Szene vor: Horaz lustwandelte auf der Sacra via, die vom Hügel Esquilin bis zum Forum lief, um einen kranken Freund zu besuchen (vgl. sat. 1,9,17-18), dann trat ein - ihm fast unbekannter - Mann (im Weiteren: der Schwätzer) plötzlich zu ihm, der sich "als Schöngeist" (doctus)[14] empfahl (vgl. sat. 1,9,3-7), und wünschte durch Horaz bei Maecenas eingeführt zu werden (vgl. sat. 1,9,45-47). Nach der Begegnung entfaltete sich ein lebhafter Dialog zwischen den Protagonisten: Horaz probierte verzweifelt seinem Weggefährten zu entkommen, aber der Schwätzer ließ sich - wie eine Zecke -nicht abschütteln. Der Name des Schwätzers wurde nicht enthüllt.[15] Einige Autoren dachten an Properz, aber diese These wurde in der Literaturwissenschaft abgelehnt. Kiessling hebt hervor, dass der Dichter im Charakter des Schwätzers nicht ein Individuum, sondern einen Typus gezeichnet habe.[16]
Nach diesen Ereignissen erreichten Horaz und sein ungebetener Begleiter (Schwätzer) den Vestatempel (Zeile 35). Diesbezüglich schrieb Horaz: ventum erat ad Vestae, quarta iam parte diei /praeterita ["So war man zum Tempel der Vesta gelangt, und der vierte Teil des Tages war schon vorüber"[17]], danach fügte er hinzu (sat. 1,9,36-37): et casu tum respondere vadato debebat. Aus dem Text geht eindeutig hervor, dass der Schwätzer durch vadimonium verpflichtet war, sich zu dieser Zeit am Vestatempel zu stellen. An diesem Punkt blitzte für Horaz ein Hoffnungsschimmer auf, wie er seinem Begleiter entfliehen könnte. Aber er sollte wieder eine Enttäuschung erleben, da sich der Schwätzer beschlossen hat, den Vadimoniumtermin zu versäumen, um weiterhin dem Horaz Gesellschaft leisten zu können (sat. 1,9,40-42): 'dubius sum, quidfaciam', inquit, / 'tene relinquam an rem.' 'me, sodes.' 'nonfaciam' ille, /etpraecedere coepit ["'Ich weiß nicht, was
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ich tun soll' sagte er, 'ob ich dich aufgeben soll oder meinen Prozeß' 'Mich, wenn du so freundlich sein willst.' 'Das tue ich nicht', erwiderte er und fing an vorauszugehen."[18]].
Schließlich konnte Horaz aus seiner erbärmlichen Lage dadurch entkommen, dass die Gegenpartei des Schwätzers erschien und den Schwätzer vor Gericht lud (sat. 1,9,74-77): casu venit obvius illi /adversarius et 'quo tu, turpissime?' magna /inclamat voce, et 'licet antestari?' ego vero / oppono auriculam. rapit in ius ["Zum Glück kommt jetzt dem Schwätzer sein Prozeßgegner in den Weg und schreit ihn mit lauter Stimme an: 'Wohin, du Schuft?' Und zu mir sagt er: "Darf ich dich zum Zeugen nehmen?' Ich halte ihm natürlich sofort mein Ohrläppchen hin. Er schleppt ihn vor Gericht."[19]].
Die erörterte Quelle ist - vor allem - aus der Perspektive der Prozesspraxis von Belang. Im Folgenden möchte ich auf den rechtlichen Aspekt des Textes näher eingehen. Die Satire enthält zwei rechtlich relevanten Episoden: die eine schildert ein vadimonium, die andere eine Ladung (mit Gewalt). Zunächst werfen wir einen Blick auf den Sachverhalt des Vadimoniums (sat. 1,9,35-7):
Ventum erat ad Vestae, quarta iam parte diei / praeterita, et casu tum respondere vadato / debebat, quod ni fecisset, perdere litem.
Eines der Probleme beim Verständnis besteht darin, wie das Wort vadato aufzufassen ist.[20] Zweifelsohne vadato ist ein Partizip, das sich vom Verb vador (vadari) herleiten lässt.[21] Damit lässt sich festhalten, dass es sich hier um einen "Vadimoniumsachverhalt" geht (vgl. Cic. Quinct. 6,23: se iam neque vadari amplius neque vadimoniumpromittere). In den pseudoacronischen Scholien[22] lesen wir den folgenden Kommentar zur Z. 36 der dargestellten Satire: "Respondere ergo debebat aut ei, a quo uocatus est ad iudicium (...)[23] Laut dem unbekannten Verfasser der Horazscholien steht vadato - wenn ich es recht verstehe - im Dativ [respondere (...) debebat (...) ei]. Demgemäß dürfte vadatus
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ein substantivisiertes Partizip sein, dessen Übersetzung - im juristischen Sinne - mit dem Wort "Vadimoniumsgläubiger" (d.h.: qui alium vadatus est) wiedergeben lässt.[24]
Darüber hinaus gibt es noch eine andere Übersetzungsmöglichkeit, wie es bereits von Kiessling - Heinze in ihrem umfangreichen Kommentar zu den Satiren des Horaz erwähnt wurde.[25] Ihrer Meinung nach ist vadato ein ablativus absolutus, wie z. B. sortito, compecto, auspicato usw.[26] Oder besser gesagt ist es eine Sonderform des Ablativus absolutus, ein sog. absoluter ablativus absolutus (ablativus absolutus mancus),[27] das nur aus einem Partizip (im Ablativ) besteht. Anhand dieser Auffassung lässt sich vadato mit dem Ausdruck entweder "nach dem vereinbarten vadimonium", oder "dem vereinbarten vadimonium gemäß" oder "nach geleistetem vadimonium" übersetzen. Aus der juristischen Perspektive sind beide - hier angeführten - Übersetzungsmöglichkeiten denkbar. Welche ist richtiger, lässt sich mit Gewissheit leider nicht entscheiden. (Mir scheint die zweite Variante plausibler zu sein.)
Jetzt werfen wir einen Blick auf das Verb respondere. Mit respondere ist hier nicht das Bedeutungsfeld "antworten" gemeint, in den Kontext der Quelle passt vielmehr die Bedeutung "sich stellen".[28] Als Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass zwischen dem Schwätzer und einem Dritten ein vadimonium zustande kam, in dem sich der Schwätzer gegenüber dem Dritten in der Stipulationsform[29] verpflichtete, vor dem Vestatempel zur vierten Stunde[30] - am genannten Tag - zu erscheinen (Ventum erat ad Vestae, quarta iam parte diei / praeterita).[31] Dabei ist zu bemerken, dass der Vestatempel auf dem Forum, in der Nähe des Tribunals des Stadtprätors lag.[32]
Nach ihren Funktionen sind zwei Arten von Vadimonien zu unterscheiden. Einerseits gibt es das im Edikt geregelte - durch den Gerichtsmagistrat - erzwingbare Vadimonium.[33] Nach Gaius (Gai. 4,184): "[w]enn aber der Gegner vor Gericht geladen worden ist und an diesem Tag des Verfahren nicht beendet werden konnte, so muß man ihm ein
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Gestellungsversprechen annehmen, das heißt, dass er verspricht, sich an einem genau bestimmten Tag zu stellen"[34] (Gai. 4,184: Cum autem in ius uocatus fuerit aduersarius neque eo die finiri potuerit negotium, uadimonium ei faciendum est, id est ut promittat se certo die sisti). Also wenn das Verfahren in iure nicht zu dem vorbestimmten Termin beendet werden konnte, musste der Beklagte in der Form einer Stipulation sein nochmaliges Erschein versprechen (sog. "Vertagungsvadimonium").[35]
Andererseits war auch das sog. "Ladungsvadimonium", das im Edikt nicht geregelt war, in der Alltagspraxis allgemein verbreitet. Nach dieser Art des vadimonium verpflichtete sich der zu Verklagende - bereits vor der Ladung (!) - seinem Prozessgegner gegenüber durch eine Stipulation, zu einem bestimmten Termin, an einem bestimmten Ort, der in der Nähe des Tribunals vom Gerichtsmagistrat lag, zu erscheinen.[36] Bei diesem Treffen konnten die Parteien entweder (noch außergerichtlich) einigen oder die Prozessbegründung vorbereiten. Der Vadimoniumsgläubiger konnte eventuell seinen Streitpartner von hier aus sofort vor Gericht laden.[37] Das heißt: der Kläger konnte den Beklagten von hier aus mit dem Rechtsakt in ius vocatio ohne Schwierigkeiten vor den Jurisdiktionsmagistrat begleiten.[38]
Somit stellt sich die Frage, um welche Art des vadimonium in dieser Satire geht. Bezüglich dieser Frage äußerte sich Masi Doria wie folgt: "respondere sembra indicare l'attività da svolgere apud praetorem, e l'immediatezza del collegamento con vadato può far pensare che la fase in iure fosse già cominciata".[39] Wenn wir uns nur auf das Verb respondere konzentrieren würden, wäre dies völlig richtig. Aber diese Behauptung scheint durch die letzten Zeilen der Satire entkräftet worden zu sein. Am Ende der Satire lesen wir nämlich - wie bereits schon erwähnt - die folgenden Sätze (sat. 1,9,74-78):
casu venit obvius illi / adversarius et 'quo tu, turpissime?' magna / inclamat voce, et 'licet antestari?' ego vero / oppono auriculam. rapit in ius; clamor utrimque / undique concursus. sic me servavit Apollo.
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"Zum Glück kommt jetzt dem Schwätzer sein Prozessgegner in den Weg und schreit ihn mit lauter Stimme an: ,Wohin, du Schuft?' Und zu mir sagt er: 'Darf ich dich zum Zeugen nehmen?' Ich halte ihm natürlich sofort mein Ohrläppchen hin. Er schleppt ihn vor Gericht. Geschrei der beiden Gegner. Allgemeiner Volksauflauf. So hat mich Apollo gerettet."[40]
Aus dieser Darstellung von Horaz entfaltet sich der Rechtsakt der Ladung (in ius vocatio). Bereits der antike Grammatiker Pomponius Porphyrio[41] kommentierte die Wendung et licet antestari in diesem Sinne: adversarius molesti illius Horatium consulit, an permittat se antestari, iniecta manu extracturus adpraetorem, quod vadimonio non paruerit. de hoc autem lege Duodecim tabularum his uerbis cautum est: Si in ius uocat, ito. ni it, antestamino; igitur em capito[42] "Der Streitgegner des jenen Schwätzers fragte Horaz, ob er ihn als Zeuge aufrufen dürfe, bevor er (an den Schwätzer) Hand lege und (den Schwätzer) vor den Prätor führe, da (der Schwätzer) dem vadimonium nicht folgte. Das Zwölftafelgesetz verordnet darüber mit den folgenden Worten: Der vor Gericht Gerufene soll dorthin gehen. Wenn er nicht geht, soll der Ladende Umstehende als Zeugen aufrufen. Dann (vor den Zeugen) soll er ihn ergreifen". Porphyrio zitiert hier die Anfangssätze der XII Tafeln (1,1). Es lässt sich feststellen, dass der von Horaz dargestellte Sachverhalt der in den XII Tafeln belegten "Ladungsstruktur" entspricht. Horaz beschrieb nämlich den folgenden Vorgang: Der Schwätzer traf sich nach dem versäumten Vadimoniumstermin zufällig mit seinem Vadimoniumsgläubiger (Streitpartner), der ihn in ius vozierte. Der prozesswillige Streitpartner ruf Horaz auf, die Handlung als Zeuge zu bestätigen (licet antestari), und schleppte den Schwätzer auf der Stelle mit Gewalt vor Gericht (rapit in ius). Der Ladende musste nämlich vor dem Prätor durch Zeugen rechtfertigen, dass er die Eigenmacht gegenüber dem Geladenen rechtmäßig ausübte,[43] da sich der Geladene weigerte, ihm unverzüglich vor den Gerichtsmagistrat zu folgen.[44]
Aus dem Text lässt sich der Ablauf der antestatio gut rekonstruieren: Der Ladende wandte sich an einen Dritten mit der Frage: licet [te] antestari. Wenn der Dritte eine bejahende Antwort gab, musste der Ladende das Ohrläppchen des Zeugen zupfen. Nach Plinius dem Älteren ist in dem Berühren des Ohrläppchens ein symbolischer Akt zur Stärkung des Gedächtnisses zu sehen (NH 11,45,251): est in aure ima mamoriae locus, quem tangentes antestamur.[45]
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Kehren wir jetzt zur unseren Ausgangsfrage zurück: "Welche Art vom vadimonium hat hier Horaz gemeint?". Im Hinblick darauf, dass die Ladung (in ius vocatio) erst dem vadimonium desertum (dem versäumten vadimonium) folgte, lässt es sich mit Sicherheit feststellen, dass es sich hier um ein "Ladungsvadimonium" geht.[46]
Dank der Entdeckung des Archivs der Sulpizier[47] kennen wir wohl das Formular des "Ladungvadimoniums",[48] das dem folgenden Grundschema folgt:[49]
Vadimonium factum Numerio Negidio
in Kalendas Ian. primas
Puteolis in foro ante aram Augusti
Hordionianam hora tertia;
HSM dari stipulatus est Aulus Agerius
spopondi Numerius Negidius.
Actum Puteolis
Kalendis Decembribus
... ... ... ... ... ... ... ... cos.
Der standardisierte Urkundentext besteht aus zwei Rechtsakten. Zunächst ist das eigentliche vadimonium dokumentiert (Z. 1-4.), und danach wurde ein Strafversprechen beurkundet (Z. 5-6.). Daher lässt sich der rechtliche Inhalt des vadimonium folgendermaßen zusammenfassen: Der Vadimoniumschuldner verpflichtet sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu erscheinen und für den Fall des Nichterscheinens eine Strafsumme zu zahlen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte Horaz das oben skizzierte Formular vor Augen halten haben.[50] Daher lässt sich der rechtliche Hintergrund der Satire folgendermaßen rekonstruieren: 1) Von den Parteien wurde ein vadimonium abgeschlossen. 2) Diesem vadimonium gemäß sollte sich der Schwätzer zu einem bestimmten Termin beim Vestatempel einfinden. 3) Diese Gestellungspflicht wurde auch durch eine Vertragsstrafe gesichert.
Aus dem juristischen Blickwinkel bleibt allerdings noch eine Frage unbeantwortet: Was meinte Horaz mit den folgenden Zeilen (sat. 1,9,36-37): et casu tum respondere vadato / debebat, quod ni fecisset, perdere litem. Es fragt sich, wie man die Verbindung perdere litem im - oben skizzierten - rechtlichen Kontext der Satire interpretieren könnte.
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Das Wort lis bedeutet nämlich in erster Linie "Prozess, Gerichtsverfahren / Streitverfahren". In diesem Sinne lässt sich perdere litem wortwörtlich als "verlieren den Prozess" übersetzen. Es liegt aber nahe, dass das Versäumen eines außergerichtlichen vadimonium automatisch nicht zum Prozessverlust führen konnte.
Schlägt man im Handlexikon von Heumann - Seckel nach, liest man unter dem Stichwort "lis" - u. a. - die folgende Bedeutung: "das Objekt eines Rechtsstreits, der Streitgegenstand".[51] Wie es bereits von Kiessling und Heinze in ihrem Kommentar hervorgehoben wurde: "litem perdere kann hier nicht eigentlich heißen 'den Prozess verlieren', da eine Verurteilung in contumaciam nicht stattfindet, wohl aber ,um Prozeßgegenstand kommen, (.), wenn nämlich das vadimonium die volle Höhe des Streitobjekts erreichte, wie das bei gewissen actiones (s. Gaius IV 186) der Fall war".[52] Die Kommentatoren meinen hier zwei actiones: die actio iudicati und die actio depensi. Gaius berichtet nämlich in seinen Institutionen (Gai. 4,186): et si quidem iudicati depensiue agetur, tanti fit uadimonium, quanti ea res erit (...).
Ich schließe mich Kiessling und Heinze an, dass sich das Wort lis - im Kontext der Satire - auf den Streitgegenstand zu beziehen ist. Meiner Meinung nach lässt sich aber diese Interpretation nicht auf die oben erwähnten zwei Klagen beschränken. Kiessling und Heize hielten nämlich die Vorschriften des im Edikt geregelten vadimonium vor Augen. Demgegenüber bin ich der - oben dargestellten - Auffassung, dass es hier um ein außergerichtliches - also: im Edikt nicht geregeltes - vadimonium (sog. "Ladungsvadimonium") geht. Durch das Archiv der Sulpizier bekommen wir einen lehrreichen Einblick in die Praxis des Ladungsvadimoniums. Diesen Praxisurkunden gemäß scheint die poena vadimonii (Vadimoniumssumme) gewöhnlich dem Streitwert entsprochen zu haben.[53] Diese (überzeugende) Annahme beruht auf der Auslegung von TPSulp. 3 [Tab. III, pag 5 (graphio, scriptura exterior)]:
[V(adimonium) f(actum) C(aio) S]ulpic[io] Fausto in [III no]nas / [Iulia]s primas [P]uteolis in foro / [a]nte aram [A]ug(usti) Hordionia[na]m / hor(a) tertia HS L maioris sum=/mae rei in [iudiciu]m deducturus / et [H]S I d[epo]siti anuli arrae / nomin[e] stipul(atus) est L(ucius) F[a]e[n]ius / Eumenes [sp]o(pondit) C(aius) Sulpicius Faustus / Act(um) Puteol(is) V non(as) Iul(ias) /L(ucio) Vitellio L(ucii) f(ilio) [Me]ssalla Poblicola co(n)s(ulibus)
"Vadimonium eingegangen von Gaius Sulpicius Faustus auf den 3. Tag vor den nächsten Juli-Nonen in Puteoli auf dem Forum vor dem Hordionianischen Altar des Augustus zur dritten Stunde. Daß Sesterzen 50.000 und Sesterzen 1000 <gezahlt werden>, hat sich versprechen lassen - den einen Betrag in der Absicht, eine Rechtssache über eine größere
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Summe anhängig zu machen, den anderen wegen einer Arrha, die in einem hinterlegten Ring besteht - Lucius Faenius Eumenes, hat versprochen Gaius Sulpicius Faustus. Geschehen zu Puteoli am 5. Tag vor den Juli-Nonen unter den Konsuln Lucius Vitellius, des Lucius Sohn, und Messalla Poblicola."[54]
In TPSulp. 3 wurde ein vadimonium zwischen Lucius Faenius Eumenes und Gaius Sulpicius Faustus beurkundet. Der Text ist objektiv stilisiert, in dritter Person abgefasst, es handelt sich hier also um eine testatio. Laut dem Urkundentext verpflichtete sich Gaius Sulpicius Faustus gegenüber Lucius Faenius Eumenes auf den 3. Tag vor den nächsten Juli-Nonen (11. Juni) in Puteoli auf dem Forum vor dem Hordionianischen Altar des Augustus zur dritten Stunde zu erscheinen. Darüber hinaus versprach der Vadimoniumsschuldner (Gaius Sulpicius Faustus) den Betrag von 50.000 Sesterzen für den Fall des Nichterscheinens zu bezahlen. Auffällig ist es, daß in diesem Text ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass der Streitwert hier höher lag als die poena vadimonii [TPSulp. 3 (Tab. III, pag 5) Zeilen 4-8: L maioris sum=/mae rei in [iudiciu]m deducturus (...) stipul(atus) est L(ucius) F[a]e[n]ius / Eumenes [sp]o(pondit) C(aius) Sulpicius Faus[tus][55] Daraus lässt sich schließen, dass die Summe der poena vadimonii beim "Ladungsvadimonium" in der Regel dem Wert des Streitgegenstandes entsprechen dürfte.
Überträgt man dieses Modell auf den Kontext der dargestellten Satire, kann man unterstellen, dass der Schwätzer (Vadimoniumschuldner) die Summe des Streitwertes als poena vadimonii versprechen haben dürfte. Nach dieser Logik könnte man die Verbindung perdere litem rechtlich so interpretieren, dass der Schwätzer den Streitgegenstand (oder besser gesagt den Wert des Streitgegenstandes) verlieren werde, wenn er zum Termin des vadimonium nicht erscheine.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Satire des Horaz auch für den Rechtshistoriker als wertvolle Erkenntnisquelle dienen kann. Horaz hat die rechtliche Terminologie korrekterweise angewendet und die Struktur der von ihm dargestellten juristischen Ereignisse lässt sich anhand der Praxisurkunden des Archivs der Sulpizier klar interpretieren.
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A szerző meggyőződése szerint a római jog és az ókori irodalom egyes kapcsolódási pontjainak a vizsgálata az antik jogtörténet egyik legérdekesebb és leginnovatívabb kutatási területei közé tartozik. Az szépirodalmi szerzők műveiből a jogtörténeti kutatók számos érdekes részletet ismerhetnek meg egy-egy jogintézmény működése kapcsán, illetőleg ez fordítva is igaz: az irodalomtörténészek mélyebb jogi ismeretek által pontosabb képet alkothatnak egy-egy textus helyes interpretációjáról. E két tudományterület metszéspontjára mutat rá Michael von Albrecht is, aki azt hangsúlyozza: "[d]a der Alltag jedes Römers mit juristischen Erfahrungen erfüllt ist und diese wiederum dem 'Väterbrauch' verbunden sind, kommt der Gedankenwelt des Rechts auch für das Verständnis der schönen Literatur große Bedeutung zu".
A jelen tanulmány tárgya Horatius közkedvelt ibam forte via sacra kezdetű szatírájának [ún. "Fecsegő szatíra" (sat. 1,9)] jogi szempontú interpretációja. A szatíra története röviden összefoglalva az, hogy Horatius éppen Róma utcáin sétált, amikor egy számára alig ismert férfi (a továbbiakban: Fecsegő) lépett oda hozzá, aki magát mint tudós "irodalmárt" mutatta be, majd nyomban bizalmaskodni kezdett az éppen a beteg barátját meglátogatni igyekvő költővel. E "művelt széplélek" abból a célból kereste - tolakodó módon - Horatius társaságát, hogy az segítségére legyen abban, hogy ő Maecenas közelébe kerülhessen. Horatius a történet során több alkalommal igyekezett a kéretlen kísérőjétől udvariasan megszabadulni. E próbálkozások azonban eredménytelenek maradtak, míg végül e tolakodó útitársat - Apolló "közrehatására" (deus ex machina) - egy felperes perbehívása szakította el Horatiustól. Ezen epizód előzményeiről ekként ír Horatius (sat. 1,9,35-37): ventum erat ad Vestae, quarta iamparte diei /praeterita, et casu tum respondere vadato / debebat, quod ni fecisset, perdere litem.
A költő elbeszélése szerint tehát a fórumon álló Vesta-templomnál jártak éppen, amikor "a nap negyed része már eltelt" (Bede Anna fordítása). Ezt a közlést követi a mondatban az et casu tum respondere vadato debebat, quod ni fecisset, perdere litem szövegrész, amelynek a jogi magyarázata képzi a jelen tanulmány "gerincét". A szövegben jogi szempontból rögtön feltűnik a vadato terminus technicus. A vadari igéből származtatható vadato szó használata ugyanis egyértelműen arra utal, hogy a szövegértelmezés során egy vadimonium-tényállásból kell kiindulni (vö. Cic. Quinc. 6,23: se iam neque vadari amplius neque vadimonium promittere). A vadimonium mint jogügylet egy stipulatio útján jön létre, amelyben a promissor - bírságfizetés terhe mellett - arra vállal kötelezettséget, hogy - jogi cselekmények elvégzése céljából - egy meghatározott helyen és időben megjelenik.
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A szerző által helyesnek tartott értelmezési lehetőség szerint, amelyet már Adolf Kiessling is felvetett a horatiusi szatírákhoz írt átfogó kommentárjában, a vadato kifejezést - hasonlóan a sortito, compecto, auspicato rögzült kifejezésekhez - "hiányos" ablativus absolutusnak (ablativus absolutus mancus) kell tekinteni. E megfontolás szerint tehát a tagmondat a következőképpen fordítandó: "és véletlenül a vadimonium alapján (éppen) akkor kellett válaszolnia (választ adnia)". A respondere debebat kifejezést azonban itt nem indokolt szó szerinti fordításban visszaadni. Tekintettel arra, hogy "(szóban) válaszolni" csak személyes megjelenés esetén lehetséges, azért ehelyütt érdemes a respondere igét átvitt értelemben "megjelenni" jelentéstartalommal fordítani (vö. OLD sv. respondeo 6. jelentéstartalom). Ezek szerint - a szerző által helyesnek tartott - fordítási javaslat a következő: "és véletlenül a vadimonium alapján éppen akkor kellett (személyesen) megjelennie".
Ebből viszont adódik a következő kérdés, amely szerint: a szöveg peres vagy peren kívüli vadimoniumra vonatkozik-e. A szerző álláspontja szerint az utóbbi esetről lehet szó, tekintettel a szatíra utolsó soraira, amelyben egy perbe hívási aktus (in ius vocatio) bontakozik ki. Ugyanis a szatíra szövegéből a jogi cselekmények időrendje akként rekonstruálható, hogy a felek előbb megkötötték a vadimoniumot, majd ezt követően került sor a perbehívásra (ezzel szemben perbeli vadimoniumot csak perbehívást követően lehetett létesíteni).
A harmadik értelmezési probléma pedig az, hogy jogilag miként értendő Horatiusnak az a közlése, amely szerint: ha a "Fecsegő" a peren kívüli vadimonium időpontjában nem jelenik meg (respondere vadato debebat, quod ni fecisset), akkor ennek jogkövetkezménye: "perdere litem". A lis főnév elsődleges jelentése ugyanis "per", ha pedig ebből a jelentésből indulnánk ki, úgy a szószerinti fordítás "elveszíteni a pert" lenne. Ez viszont jogilag abszurd magyarázatra vezetne, mivel a peren kívüli vadimoniumnak éppen az a lényege, hogy azt a felek még a perindítást megelőzően kötik egymással (következésképpen ebben az esetben nem volna folyamatba téve olyan per, amelyet el lehetne veszíteni).
Ha fellapozzuk azonban a Heumann - Seckl-féle Handlexikont, akkor a lis szócikk alatt találjuk - többek között - a következő jelentést is: "pertárgy" ("Streitgegenstand"). Heinze korábban már utalt arra, hogy a horatiusi szövegben a lis helyes fordítása valószínűleg a "pertárgy" lehet, azonban interpretációját a peres vadimonium szabályaira alapította (Gai. 4,186). Ehhez képest a szerző interpretációja Cammodeca kutatási eredményein alapul, aki a Sulpicius archívum vadimonium-okiratainak vizsgálata alapján arra az álláspontra helyezkedett, hogy a peren kívüli vadimonium esetén általában a vitás igény pénzben kifejezett összegét rögzítették a felek mint poena vadimoniit. (Tehát a poena vadimonii megfelelt az állított követelés összegének.) E nézethez csatlakozott később Gröschler és Wolf is.
Ha pedig ezt a modellt rávetítjük a szatíra cselekményére, úgy a következő tényállás rekonstruálható: a "Fecsegő" peren kívüli vadimoniumot kötött "B" személlyel, akivel vagyonjogi jellegű vitája volt. A peren kívüli vadimonium tartalma szerint a Fecsegő kötelezte magát, hogy egy adott időpontban a Vesta-templom mellett megjelenik. A megjelenés elmaradása esetére pedig az ellenérdekű fél által állított követelés értékével azonos összegű poena vadimonii megfizetését stipulálta. Következésképpen: ha elszegné a megjelenési kötelezettségét, akkor a pertárgy értékével azonos mértékű pénzbírság (poena vadimonii) megfizetése terhelné. Ebben a jogi kontextusban pedig rögtön értelmet nyer "a pertárgyat elveszíteni" (perdere litem) fordulat (megfogalmazás), ugyanis: ha a Fecsegő nem jelenne meg a vadimonium időpontjában, akkor ennek jogkövetkezménye az, hogy a pertárgy pénzben kifejezett értékét köteles lenne megfizetni (azaz azt "elveszti"). ■
ANMERKUNGEN
* A kutatást a Szegedi Tudományegyetem Interdiszciplináris Kutatásfejlesztési és Innovációs Kiválósági Központ (IKKIK) Humán és Társadalomtudományi Klasztere támogatta. A szerző "A jelenkori társadalmi kihívások történeti jogi előzményei és megoldási modelljei" nevű kutatócsoport tagja.
[1] Wenger, Leopold: Die Quellen des römischen Rechts. Verlag Adolf Holzhausens Nfg. Wien, 1953. p. 223.
[2] Wenger 1953, p. 223.
[3] Thür, Gerhard: Recht im hellenistischen Athen (Ephebie. Kassel/Austin PCG, Adespota 1152. Basanos). In: Eva Cantarella und Gerhard Thür (Hg.): Symposion 1997. Akten der Gesellschaft für Griechische und Hellenistische Rechtsgeschichte 13. Köln - Weimar -Wien, 2001. p. 144.
[4] Albrecht, Michael v.: Geschichte der römischen Literatur. Von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band I. Walter de Gruyter. Berlin - Boston, 2016. p. 526.
[5] Schanz, Martin - Hosius, Carl: Geschichte der römischen Literatur bis zum Gesetzgebungswerk des Kaisers Justinian. Zweiter Teil. Die Zeit der Monarchie bis auf Hadrian. Verlag C. H. Beck. München, 1980. p. 113.
[6] Hor. epist. 2,2,41-45.
[7] Schanz - Hosius 1980, p. 114.
[8] Mazurek, Tadeusz: Self-Parody and the Law in Horace's "Satires" 1.9. The Classical Journal 93/1. (1997), p. 6. Fn. 20.
[9] Schanz - Hosius 1980, p. 114.
[10] Schanz - Hosius 1980, p. 114.
[11] Schanz - Hosius 1980, p. 117.
[12] Vgl. Hor. sat. 1,7; 1,9; 2,1; 2,5.
[13] Übersetzt von O. Schönberger.
[14] Hor. sat. 1,9,6-7: at ille/'noris nos' inquit; 'docti sumus.' Das Wort "doctus"- absolut gebraucht - bezeichnete - in der Zeit von Horaz - die "literarisch-ästhetische Bildung", siehe Kiessling, Adolf - Heinze, Richard: Q. Horatius Flaccus. Satiren. Weidmannsche Buchhandlung. Berlin, 1921. p. 145.
[15] Steinwenter, Artur: Vadimonium. in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Zweite Reihe, 7. Band. Alfred Druckenmüller Verlag. Stuttgart, 1948. p. 2060. identifizierte den Schwätzer irrtümlich mit Bolanus, den Horaz in der 11. Zeile einmal erwähnt: 'o te, Bolane, cerebri /felicem'. Bolanus war demgegenüber - wie Kiessling - Heinze 1921, p. 146. schreiben - ein "unbekannter Hitzkopf, der mit seiner aufbrausenden Grobheit sich den Aufdringlichen schon längst vom Halse geschaffen hätte".
[16] Kiessling - Heinze 1921, p. 144.
[17] Übersetzt von O. Schönberger.
[18] Übersetzt von O. Schönberger.
[19] Übersetzt von O. Schönberger.
[20] Die Übersetzungen des zitierten Satzteiles zeigen ein buntes Bild, siehe z. B.: 1) "(...) und zufällig hatte mein Begleiter gerade jetzt einer Ladung zu folgen. Sein Erschein war verbürgt." (Wilhelm Schöne); 2) "(...) und dort soll gerade er jetzt vor Gericht stehen." (...) (Franz Göller); 3) "Zufällig mußte sich mein Begleiter wegen eines Termins vor Gericht stellen (...)" (Otto Schönberger); 4) "(...) da musste er sich zufällig einem Vadimoniumsgegner stellen" (Johannes Platschek); 5) "(...) he was due to give answer to a plaintiff" (Rushton Fairclough).
[21] Im 1. Jh. v. Chr. bedeutete vadari - u. a. - "ein Gestellungsversprechen abschließen", vgl. Platschek, Johannes: Formularprozess: Verhandlung in iure. in: Ulrike Babusiaux et al. (Hg.): Handbuch des Römischen Privatrechts. Band I. Mohr Siebeck. Tübingen, 2023. p. 374.; Platschek, Johannes: Vadimonium factum Numerio Negidio. ZPE 137 (2001), p. 290.
[22] Siehe dazu Schanz - Hosius 1980, pp. 155-156.
[23] Keller, Otto (recensuit): Pseudacronis scholia in Horatium vetustiora. Vol II. Teubner. Leipzig, 1904. p. 101.
[24] Platschek, Johannes: Studien zu Ciceros Rede für Quinctius. C. H. Beck. München, 2005. p. 73. Fn. 280 folgt dieser Interpretation: "(...) da musste er sich zufällig einem Vadimoniumsgegner stellen".
[25] Kiessling - Heinze 1921, p. 149.
[26] Kiessling - Heinze 1921, p. 149.: "respondere vadato: nicht Dativ und von dem Kläger petitor zu verstehen qui reum vadatus est (...) ist; vielmehr Abl. abs. wie auspicato, sortito, compecto, in der Juristensprache satis dato, von vadari passivisch gebildet, wie auch vadatus den durch vadimonium verpflichtet bedeutet". Ähnlich: Paratore, Ettore: Ad Hor. serm. 1,9,35-42 e 74-78. In: Antonio Guarino - Luigi Labruna (ed.): Synteleia Vincenzo Arangio-Ruiz II. Napoli, 1964., p. 830. Fn. 6.; Masi Doria, Carla: Aurem vettere. In: Studi in onore di Mario Talamanca V., Napoli, 2001. 321. Fn. 18.
[27] Vgl. Borzsák, István: Horatii Saturae. Tankönyvkiadó. Budapest, 1972. 139.
[28] Kiessling - Heinze 1921, p. 149.; Glare, Peter (ed.): Oxford Latin Dictionary. Clarendon Press. Oxford, 1992. p. 1634. sv. respondeo unter der 6. Bedeutungsvariante: "to answer a summons to appear, present oneself for duty".
[29] Kaser, Max - Hackl, Karl: Das römische Zivilprozessrecht. C. H. Beck. München, 1996. 227.
[30] Vgl. Kiessling - Heinze 1921, p. 149.: "quarta parte also in der vierten Stunde".
[31] Ähnlich Cloud, Duncan: Satirists and the Law. in: Susan H. Braund (ed.): Satire and Society in Ancient Rome. Exeter Studies in History No. 23. Exeter, 1989. 66. p.: "[t]he pest has promised the plaintiff that he will present himself at the agreed time and place".
[32] Fäber, Roland: Römische Gerichtsorte. Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum. C. H. Beck. München, 2014. p. 34.
[33] Kaser - Hackl 1996, p. 227.
[34] Übersetzt von U. Manthe.
[35] Kaser - Hackl 1996, 230. p. entsprechendes galt, wenn der Munizipalmagistrat, vor den der Beklagte geladen worden ist, nicht zuständig war (sog. Verweisungsvadimonium).
[36] Wolf, Joseph, Georg: Das sogenannte Ladungsvadimonium. in: Johan Albert Ankum et al. (Hg.): Satura Roberto Feenstra, Fribourg, 1985. 63-65. pp.; Kaser - Hackl 1996, 231. p.; Nörr, Dieter: Prozessuales (und mehr) in der lex rivi Hibernensis. ZRG RA 125 (2008), p. 129.
[37] Kaser - Hackl 1996, p. 231.
[38] An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass das außergerichtliche vadimonium die in ius vocatio nicht ablöste, im Klartext: das vadimonium war nicht eine alternative Ladungsform. Wie Gaius eindeutig deklarierte (Gai. 4,183): in summa sciendum est eum, qui cum aliquo consistere uelit, in ius uocare oportere. ["Schließlich muss man wissen, dass jemand, der mit jemandem vor Gericht erscheinen will, ihn vor Gericht laden muß" (Übersetzt von U. Manthe)]. Daher bei einer Prozessanstrengung konnte man die in ius vocatio nicht unterlassen. Diese Dynamik des Formularprozesses spiegelt sich auch in dem folgenden Text von Cicero wieder (Quinct. 19,61): debere tibi dicis Quinctium, procurator negat; vadari vis, promittit; in ius vocas, sequitur; iudicium postulas, non recusat. ["Du sagst, Quinctius schulde dir etwas, der Geschäftsführer bestreitet es; du willst ein Gestellungsversprechen abschließen, er leistet das Versprechen; du forderst ein iudicium, er weist es nicht zurück" (Übersetzt von J. Platschek).] Siehe dazu Platschek 2023, p. 374.
[39] Masi Doria 2001, p. 323.
[40] Übersetzt von O. Schönberger.
[41] Siehe dazu Schanz - Hosius 1980, p. 155.
[42] Meyer, Gulielmus (recensuit): Pomponii Porphyrionis commentarii in Q. Horatium Flaccum. Teubner, Leipzig, 1874. p. 236.
[43] Witt, Peter: In ius vocare bei Plautus und Terenz. Zur Interpretation römischen Rechts in klassischen Übersetzungen. Freiburg, 1971. p. 67.
[44] Vgl. Kaser - Hackl 1996, p. 85. Fn. 10.
[45] Siehe dazu Masi Doria 2001, pp. 318-320.
[46] Vgl. Wolf 1985, p. 65. Fn. 28.; Kaser - Hackl 1996, p. 231. Fn. 37.
[47] Camodeca, Giuseppe: Tabulae Pompeianae Sulpiciorum. Edizione critica dell' archivio puteolano dei Sulpicii. Quasar. Roma, 1999. p. 12. bei Grabungen im Bereich von Pompeji kam am 24. und 25. Juli 1959 dieser Urkundenfund zum Vorschein.
[48] TPSulp. 1-15. Metzger, Ernest: The Current View of the Extra-Juridical Vadimonium. ZRG RA 117 (2000), 166-167. pp. hält TPSulp. 1bis, TPSulp. 3 und 4 nicht für Ladungsvadimonien. Dagegen: Wolf, Joseph, Georg: Der neue pompejanische Urkundenfund: Zu Camodecas »Edizio ne critica dell' archivio puteolano dei Sulpicii«. ZRG RA 118 (2001), p. 91. Fn. 43.
[49] Wolf 2001, p. 90.
[50] Vgl. Mazurek 1997, pp. 7-9.
[51] Heumann, Hermann, Gottlieb - Seckel, Emil: Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts. Verlag von Gustav Fischer. Jena, 1907. p. 318. sv. lis 2. Bedeutung.
[52] Kiessling - Heinze 1921, p. 149.
[53] Gröschler, Peter: Die tabellae-Urkunden aus denpompejanischen und herkulanensischen Urkundenfund. Duncker & Humblot. Berlin, 1997. p. 63. Fn. 247; Camodeca 1999, 52. p.: "[i]l suo importo nei nostri vadimonia stragiudiziali doveva di regola coincidere o comunque essere assai vicino alla stima del valore della lite". Wolf 2001, p. 92.
[54] Übersetzt von J. G. Wolf.
[55] Hier stellt sich die Frage, warum sich der Vadimoniumsgläubiger nicht den vollen Streitwert versprechen ließ. Meiner Meinung nach dürfte die Antwort darin liegen, dass der Jurisdiktionsmagistrat von Puteoli vermutlich bis zum 50.000 Sesterzen Gerichtskompetenz hatte.
Lábjegyzetek:
[1] Der Autor ist Oberassistent, Universität Szeged, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Römisches Recht.
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